💡KI beim Bundeswettbewerb Jugend forscht


“Vielen Dank, dass ihr dafür sorgt, dass wir wirklich wieder ein optimistisches, positives, großartiges Land sein können.

Dorothee Bär (Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt)

Das sind Worte, die nach dem 60. Bundeswettbewerb Jugend forscht nachhallen. An der diesjährigen Jubiläumsausgabe haben bundesweit mehr als 10.000 Jungforschende mit fast 5700 Projekten teilgenommen. Davon hatten sich 167 junge Talente mit 112 Forschungsprojekten für den Bundeswettbewerb in Hamburg qualifiziert.

Jugend forscht ist traditionell in sieben Wettbewerbssparten organisiert: Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Mathematik/Informatik, Physik, Technik. Darüber hinaus gibt es regelmäßig interdisziplinäre Arbeiten. Darunter sind auch zunehmend Arbeiten, die über KI forschen.

↗️ Die wachsende Bedeutung von KI im Wettbewerb

Beim diesjährigen Bundeswettbewerb forschten 23 Projekte über KI. Noch mehr Arbeiten nutzten generative KI Tools. Der Trend ist deutlich, darum wurde vor zwei Jahren zusätzlich zu den Fachgebietsjurys ein fachgebietsunabhängiges Jurymitglied für KI eingeführt.

Als mich die Frage erreichte, ob ich diese experimentelle Rolle übernehmen wolle, musste ich nicht lange überlegen: Na klar! Ich bin dankbar für diese einmalige Gelegenheit, zur Stärkung und Förderung unserer Jugendlichen beizutragen (das liegt mir sehr am Herzen).

Nach nun zwei Bundeswettbewerben in dieser Rolle möchte ich an dieser Stelle ein kleines Zwischenfazit ziehen.

⚖️Juryarbeit heißt vor allem: Gespräche führen

Zunächst: Wie sieht die Juryarbeit bei Jugend forscht überhaupt aus?

Der Ablauf ist etwa folgendermaßen:

  1. Vorbereitung: Vor dem Wettbewerb lesen wir Jurymitglieder fleißig die Projektarbeiten. Wir notieren Bemerkungen oder Fragen und schließen ggf. Wissenslücken (auch als Jurymitglied gibt es immer etwas zu lernen!).
  2. Standgespräch: Beim Wettbewerb präsentieren die Projektteams etwa 5 Minuten ihre Arbeit. Anschließend findet ein Gespräch mit der Jury statt. Es geht ums Verstehen.
  3. Diskussion: Nach Abschluss aller Jurygespräche wird jury-intern diskutiert, Preise vergeben, Feedback gesammelt, Laudationes geschrieben usw.
  4. Feedback: Die JuFos (Jungforschende) erhalten von den Jurys individuelles Feedback.

Unsere Aufgabe ist die Förderung von MINT-Nachwuchs. Entsprechend liegt ein Hauptaugenmerk darauf, unsere JuFos nachhaltig bzw. weiter zu motivieren.

Jurygespräche sind dafür sensible Momente, denn natürlich ist die Erfahrung, einer Jury gegenüberzustehen mit Stress verbunden. Wir versuchen daher, diese Erfahrung so angenehm wie möglich zu gestalten. Im Grunde genommen sind wir als Juroren auch einfach neugierig. So entsteht ein gemeinsamer Austausch.

Es geht vor allem um das Gespräch.

💭Persönliche Erfahrung als Juror für KI

Ich habe das gesamte Jury-Umfeld als eines mit unglaublich viel Wertschätzung erlebt. Am wichtigsten ist das natürlich gegenüber den Jungforschenden. Allerdings wäre ohne die fantastische Zusammenarbeit zwischen den Jurymitgliedern und ohne die hervorragende Koordination des Organisationsteams der Stiftung Jugend forscht eine “überall-und-nirgendwo”-Rolle wie meine schwer umzusetzen.

Die 23 KI-Projekte in diesem Jahr waren so viele, dass ich meine Standgespräche etwas flexibler gestalten musste. Manchmal habe ich eine Fachjury begleitet, in vielen Fällen war ich außerhalb des Zeitplans an einem Stand. Vorteil: Das hat erlaubt, den KI-Anteil des jeweiligen Projekts solange gemeinsam zu vertiefen wie nötig – bis keine Fragen mehr offen waren (in beide Richtungen). Insgesamt war es auch weniger formal (OK, die JuFos sehen es vielleicht anders).

Schließlich bedeuteten zahlreiche unterschiedliche Projekte in schneller Abfolge viele Kontextwechsel. Trotzdem hat sich alles wie im “Flow” angefühlt, jedes Gespräch voller Präsenz. Das liegt daran, dass ausnahmslos alle Projekte für mich relevant sind. Ich glaube damit ganz anders auf die Jungforschenden eingehen zu können – persönlich und mit fachlicher Tiefe. Das ist mir auch wichtig.

Am Präsentationsstand hat sich darüber hinaus oft ein völlig anderes Bild als aus der eingereichten schriftlichen Arbeit ergeben. Natürlich ist das Verfassen einer 15-seitigen wissenschaftlichen Arbeit herausfordernd, besonders wenn noch nicht viel Vorerfahrung vorhanden ist. Oft passiert es daher, dass sich Sachverhalte erst am Stand klären. In der Jury gilt daher das geflügelte Sprichwort “Die Wahrheit liegt am Stand“.

Also wieder: Es geht vor allem um das Gespräch.

🌟Ausgewählte Highlights aus den Arbeiten mit KI Bezug

Es waren sehr viele wirklich gute Arbeiten dabei. Für mich drei besonders herausragende waren:

In den verlinkten Artikeln bzw. Posts gehe ich jeweils tiefer auf diese Arbeiten ein.

💡Schließlich: Die Bedeutung von Jugend forscht (nicht nur Preise)

„Sie alle stehen für das gewaltige Potential, das es in unserem Land gibt,
für Energie, Kreativität, Ideenreichtum, das wissenschaftliche Interesse!“

Würdigung der Nachwuchsforscher durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (Schirmherr des Wettbewerbs)

Manche Jungforschende gehen beim Wettbewerb ohne große Preise nach Hause. Das ist für sie natürlich eine Enttäuschung.

Ich kenne diese Enttäuschung. 2010 nahm ich am Bundeswettbewerb teil (KI für das Kartenspiel Wizard – puh, lange ist’s her). Für einen Preis hatte es damals zumindest beim Bundeswettbewerb jedoch nicht gereicht. Die Enttäuschung war groß, jedoch nur vorübergehend.

Heute kann ich sagen: Alle Teilnehmenden des Bundeswettbewerbs können stolz sein. Es ist bereits eine Leistung, sich bis zum Bundeswettbewerb aus zwei vorherigen Wettbewerbsstufen zu qualifizieren. Doch nicht einmal das ist nötig. Eigentlich können die Teilnehmenden aller Ebenen stolz sein, schließlich haben sie ein Projekt durchgeführt, dokumentiert und eingereicht. Dahinter steckt jede Menge Eigeninitiative und Wissensaneignung, jeweils weit über übliche Schul- oder Ausbildungskontexte hinausgehend.

Letztendlich geht es bei Jugend forscht um mehr als um Preise. Die Jugendlichen kommen in den Austausch mit Gleichgesinnten, erhalten oftmals richtungsweisendes Feedback und sammeln aufregende Erfahrungen. Dabei entstehen für sie auch viele neue Kontakte.

Und manchmal passiert es, dass JuFos zufällig irgendwann die Seite wechseln. Dann sind eines Tages selbst Teil einer Jury.


As always – wishing you wonder and delight. 🌟 Take care – Frank

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